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Die korrupte ukrainische Elite und der Schlaf der deutschen Medien

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Es ist schon seltsam. Auf einmal kann man in den deutschen Medien lesen, o lala, dass der ukrainische Präsident Janukowitsch und sein Sohn sich große Vermögen gerafft haben. Das ist jetzt Futter um die derzeitige Regierung noch unglaubwürdiger zu machen als sie sowieso schon ist. Tatsächlich ist in den ukrainischen Medien schon seit über anderthalb Jahren genau zu lesen, welche Reichtümer sich die Familie Janukowitsch erworben hatte. Doch in den deutschen Medien war damals nichts darüber zu lesen. Und jetzt auf einmal gilt das als die große Sensation.

In der ukrainischen  Webseite von  Ukrayinska Pravda  vom 11. Oktober 2012 war zm Beispiel bereits zu lesen, dass einer der Söhne von Janukowitsch, Oleksandr Janukowitsch,  ein Zahnarzt, erheblichen Einfluss in der Ukraine hat und die Wachstumsrate seines Geschäftsimperiums unglaublich sei. Der Wert allein eine seiner Firmen, der All-Ukrainian DevelopmentBank,  stieg um das 13 fache. Der Sohn des Präsidenten besitzt  außerdem ein großes Immobilienvermögen in Donetsk  und  inoffiziell hat die Familie Interessen in allen Bereichen der Wirtschaft. Das beste Beispiel ist Lemtran,  die größte Frachtgesellschaft. Wie die Ukrayinska Pravda berichtete,  wird das Unternehmen mit fantastischen Profiten von den Firmen Rinat Akhmetovs  und der Unternehmensgruppe Mezhyhirya  kontrolliert.  Außerdem sei der Fall Lemtrans ein Modell, „denn es erlaubt uns zu einer wichtigen Schlussfolgerung zu kommen: die Familie Janukowtisch und Rinat Akhmetov  sind nicht nur Freunde, sondern auch enge Geschäftspartner.“[i]

Ebenso aufschlussreich ist eine Enthüllung des Anticorruption Action Centre vom 26. August 2012.  Sie bezieht sich auf den Sohn des Präsidenten, auf Oleksandr Yanukovych. Um herauszufinden, wer während der zweieinhalbjährigen Präsidentschaft von Jankowitsch die größten Gaslager erhalten hat, fiel den Ermittlern auf, dass die Liste der Firmen nur staatliche Unternehmen enthielt, aber keine privaten Unternehmen oder Personen. Die Zeitschrift Ekonomichna Pravda  hingegen,  die die gleiche Anfrage stellten, erhielt auch die Namen von vielen privaten Unternehmen, die Besitzer von Gaslagern wurden. Tatsächlich stehen hinter den offiziellen Besitzern verschiedenste Personen und Unternehmen. Der Sohn des Präsidenten zum Beispiel. Er erhielt keine Lizenz für sein Unternehmen direkt, aber über die Zasyadko Kohlen-Mine.  Das erzählt der Direktor eines großen Unternehmens in der Donbas-Region. Er ist persönlich befreundet mit Yukhym Zvyahilsky, dem ehemaligen Premierminister unter Kutschma in den neunziger Jahren und heutigem Parlamentsabgeordneten der Partei der Regionen. Er erklärte, dass er mit dem Chef dieser Mine gesprochen habe. „Yukhym  hat einen Traum: er lebt noch und ist an der Macht, daher möchte er die Mine privatisieren. Er erzählte mir folgendes: „Ich besuchte den Zar (Viktor Janukowitsch, d. Autor). Der hatte nichts dagegen, die Miene zu privatisieren. Aber, so sagte mir der Zar, übernehme das Gaslager in deinem Namen und übergebe die Hälfte davon an Oleksandr Yanukovich.  Dann geben wir Dir die Mine.“ Oleksandr ist der Sohn des Präsidenten.  Offener könnte man die aktuellen Zustände, die die Bürger in die Verzweiflung und Ohnmach treibe, in der Ukraine wohl nicht beschreiben. Das ist der Geist der gegenwärtigen ukrainischen Realität. Übersetzt nach den Rechtsstaatsprinzipien auf die die die herrschende ukrainische Regierung im Fall Timoschenko so pocht,  bedeutet das jedoch auch, dass Viktor Yanukovych und Yukhym Zvhilsky  ebenfalls wegen Missbrauchs der Inbesitznahme öffentlichen Eigentums  angeklagt werden müssten. Doch nichts geschieht.  So gesehen ist es auch kein Wunder, dass der Sohn  des Präsidenten inzwischen vier Gasfelder besitzt. Und das erklärt seinen immensen Reichtum – Quelle ist der Vater, der ukrainische Präsident.  Über alle diese Erkenntnisse haben die deutschen Medien geschwiegen. Und erst jetzt werden diese Erkenntnisse als neue Enthüllungen verkauft. 

 


[i] BBC Monitoring Europe, 16. Oktober 2012


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